Jedes Jahr dasselbe: nach dem 5. Film (spätestens!) frage ich mich, warum ich mir das antue. Ok, ich weiss es: die Atmosphäre ist einfach toll, man lernt Filmschaffende und Freaks aus der ganzen Welt kennen und hat eine Menge Spaß.

Coffee and Cigarettes Für alle Jim Jarmusch Fans ein Muß. Eine Reihe von Kurzfilmen aus den verschiedenen Schaffensperioden... großes Staraufgebot, coole Szenen. Wer nicht auf Jarmuschs Stil steht kann sich allerdings schnell langweilen.

The heart is deceitful above all things... Das ist mir noch nie passiert! Normalerweise lese ich ein Buch und bin anschließend von der Verfilmung enttäuscht oder zumindest irritiert. Seltsamerweise ist beim Lesen des Buches genau dieser Film bei mir abgelaufen. Grandios, gnadenlos, schrecklich. So real und so grausam wird die finstere Welt eines kleinen Jungen, der zwischen Adoptiveltern, Junkiemutter und bigotten Großeltern hin- und hergeschoben wird, dargestellt. Ich mußte meinen Fluchtinstinkt immer wieder unterdrücken.

Die Wittelsbacher Ich dachte erst, es handle sich um einen Dokumentarfilm über die Penner unter der Wittelsbacher Brücke, gleich hier in meinem Viertel. In wahrheit war es ein ein Spielfilm in Filmakademie-Manier (bin mir nicht sicher, ob das ein Abschlussfilm war?!). Hardcore-Low Budget (kein Crewmitglied hat Kohle gesehen) und mit einigen heftigen Längen. der Schluß hat dennoch versöhnt und zu Tränen gerührt. Besonders begeistert hat mich allerdings, die Geschäfte und Telefonhäuschen 'meines' Viertels so groß auf der Leinwand zu sehen. Das gibt einem das Gefühl als wäre man mitten drin im Film.

Los Angeles plays itself Noch ein Mißverständnis... denn ich hatte nicht auf die Länge geachtet. 3 Stunden Filmkollage im unbequemsten Kino der Stadt. Da konnte auch der nette Regisseur (Thom Andersen) nicht drüber hinwegtrösten, der sich im Anschluß den Fragen des Publikums stellte. Im Programmheft heißt es: "Noch nie hatte ein Film eine derartige Besetzung von Superstars aufzuweisen und sie gleichzeitig zu Statisten degradiert. Die Stadt Los Angeles spielt die Hauptrolle und entpuppt sich als vielseitige Charakterdarstellerin." Und genau so kann der Film auch aufgenommen werden: 3 Stunden Zusammenschnitte älterer und neuerer Filme, die in L.A. spielen oder zumindest dort gedreht wurden. Viele Fakten, viel Skurilles und Kurioses, viele Stars und viele Geschichten rund um das Business. Trotzdem interessant bis zur letzten Minute.

Bloom Hurra, endlich weiß ich, worum es in 'Ulysses' geht! Ich fand den Film uneingeschränkt toll und den Regisseur Sean Walsh anbetungswürdig. Originalzitat: 'Ich habe alles weggelassen, was ich nicht verstanden habe - und das war eine Menge!'. Der Regisseur hat vom ersten Gedanken bis zur Fertigstellung des FIlms fast 10 Jahre gebraucht - nicht nur aufgrund des schwierigen Stoffes, sondern auch wegen der sehr zögerlichen Zuwendungen der Geldgeber. Was am Ende herausgekommen ist kann sich ruhig sehenlassen. Ich werde das Buch nochmal in Angriff nehmen...

Z Channel: A magnificent obsession Laut Programmheft: "Der in L.A. beheimatete Pay TV-Sender "Z Channel“ hatte sich vollkommen jenen Filmen verschrieben, die keine Chance im Kino hatten, und erreichte damit nur ein kleines, aber leidenschaftliches Publikum wie den jungen Quentin Tarantino. Das wäre für die Tochter von Cassavetes und Rowland Grund genug gewesen, eine Dokumentation zu machen, gäbe es da nicht noch den filmbesessenen Sendergründer Jerry Harvey, mit dessen Selbstmord das Engagement sein Ende fand." Ich bin nach ca. 20 Minuten eingeschlafen, daher kann ich nicht wirklich was sagen. Meine Begleitung war jedoch angetan...

Festival Express der krönende Abschluß morgen Abend...